Die multimediale Zeitreise

multimediale Zeitreise

1990 - 2003

Beitrag Nr. 10


BEITRAG VON NADINE ZIMMERMANN

«Es lag auf der Hand»: Über den Verein Zürcher Jugendwohnungen und seinen Weg zum JUWO

Für den JUWO History-Blog erzählt Nadine Zimmermann, ehemalige Präsidentin des Vereins Zürcher Jugendwohnungen, von ihrer Zeit im Vorstand des Vereins und teilt ihre Erinnerungen an die Fusion mit der Jugendwohnhilfe zum Jugendwohnnetz JUWO.

Der Verein Zürcher Jugendwohnungen (VZJW) wurde 1982 gegründet. Wie die Jugendwohnhilfe vermittelte er bezahlbaren Wohnraum an junge Menschen – jedoch auch an solche, die es aufgrund ihrer Lebenssituation schwer hatten, eine Wohnung zu finden. 1998 betreute der VZJW 240 Mietverhältnisse und hatte vier eigene Liegenschaften. Die Juristin Nadine Zimmermann arbeitete im Sozialdepartement der Stadt Zürich und kam im Jahr 1995 als 28-jährige Frau in den Vorstand des Vereins. Ab 1999 wirkte sie als Präsidentin und bereitete als solche die Fusion mit der Jugendwohnhilfe vor.


Wie kamen Sie zum VZJW und was beinhaltete Ihre Arbeit dort?

Als ehemalige Mieterin einer Wohnung bei der Jugendwohnhilfe war ich selbst konfrontiert gewesen mit der Schwierigkeit der Jugendlichen, passenden Wohnraum zu finden. Die Vereine leisteten eine wichtige Arbeit in der Beschaffung von Wohnraum. Dies wollte ich unterstützen. Abgesehen von der Pfadi war dies meine erste Vorstandsarbeit.

Ich war beispielsweise dabei bei Wohnungsübergaben. Das war sehr lehrreich, ich war in Führungsaufgaben noch unerfahren. Der Altersunterschied der Mieter:innen und mir war klein, da musste ich meine Rolle erst finden. Wir hatten ein recht familiäres Verhältnis im VZJW und die Geschäftsstelle befand sich nahe bei meinem Arbeitsort. So war ich oft dort, unterschrieb Verträge oder half bei der Auswahl von Bewerber:innen. Aufgaben und Verantwortungsbereiche von Geschäftsstelle und Vorstand waren nicht klar abgegrenzt. Beide arbeiteten gut zusammen und waren sowohl operativ als auch strategisch tätig. Das Präsidium 1999 war dann fast wie ein zweiter Job. Doch ich war bereit, Zeit zu investieren, weil ich etwas bewirken wollte.


Wie unterschieden sich der VZJW und die Jugendwohnhilfe und wie kam es zur Fusion beider Vereine?

Aus unserer Perspektive war die Jugendwohnhilfe die finanzstarke Version mit weniger problematischen Mieter:innen. Seit unserer Gründung haben wir vom VZJW Sozialberatungen angeboten. Vom Aufwand her hätte daher unser Betrieb nie so schlank geführt werden können, wie dies in der Jugendwohnhilfe mit Frau Diggelmann der Fall gewesen war, die ja praktisch alles gemanagt hat auf der Geschäftsstelle der Jugendwohnhilfe.

Anders als die Jugendwohnhilfe blieb der VZJW klein, die Mitgliederversammlungen waren überschaubar. Als kleiner Verein im hart umkämpften Wohnungsmarkt waren wir langfristig auf starke Partner angewiesen. Es lag auf der Hand, dass die beiden Vereine, die ähnliche Ziele hatten, ihre Kräfte bündeln sollten. Und wir ergänzten uns auch gut und kamen schnell zum Schluss, dass nicht eine Kooperation, sondern eine Fusion angestrebt werden sollte (JUWO-History Blog Beitrag 6).


Gab es im VZJW auch kritische Stimmen gegen die Fusion der beiden Vereine? Wie hat sich das JUWO ihrer Meinung nach danach entwickelt?

Gewiss gab es auch Mitglieder, die eine Fusion als Risiko sahen und Bedenken hatten. Doch im Vorstand haben wir den Prozess der Fusion mittels einer Organisationsentwicklung begleitet und wir überlegten uns genau, was dies für den VZJW bedeutet. Uns war wichtig, dass die soziale Arbeit weitergeführt wird und auch weiterhin Platz ist für Jugendliche, die Schwierigkeiten auf ihrem Lebensweg haben. Auch für die Arbeitnehmer:innen des VZJW musste gesorgt sein. Nachdem diese Anliegen im neuen JUWO integriert worden waren, hat der Vorstand des VZJW die Fusion einstimmig mitgetragen.

Mit der Fusion trat ich zurück, habe aber den Werdegang von JUWO aufmerksam verfolgt. Das heutige Potenzial von JUWO übertrifft meine Erwartungen. JUWO ist enorm gewachsen und auch die Personengruppen, die uns im VZJW am Herzen lagen, sind im JUWO gut aufgehoben und werden begleitet und gefördert.

Portrait N. Zimmermann

Nadine Zimmermann, 55, Juristin, arbeitet seit 17,5 Jahren als Leiterin Öffentliche Sozialhilfe beim Kantonalen Sozialamt Zürich. Das Sozialwesen hat sie schon als junge Studentin begeistert. Das damalige Fürsorgeamt der Stadt Zürich ermöglichte ihr 1990 den Einstieg in dieses Berufsfeld, welchem sie bis heute treu geblieben ist.